Mein Jahr 2022 - Fashion Kitchen
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Mein Jahr 2022 war geprägt von sehr vielen schlimmen Ereignissen, aber auch einige wunderschöne Dinge haben mein Leben bereichert. Ich glaube, dieses Jahr hat mich so unglaublich stark gemacht und mir gezeigt, dass – egal was kommt – man mit den richtigen Menschen an seiner Seite, alles schaffen kann.

Ja, der letzte Blogpost ist sehr lange her und in 2022 habe ich den Blog so vernachlässigt, wie noch nie. Aber in 2022 war einfach alles anders und es war an der Zeit, dass ich endlich die Nummer 1 in meinem Leben werde. Gesundheit geht einfach vor und ist durch nichts zu ersetzen. Aber das realisiert man meist zu spät. Leider.

Ich schiebe auch diesen Beitrag schon wieder eine gewisse Zeit vor mir her. Ich weiß, dass ich ihn schreiben muss, weil ich selbst das ganze Jahr 2022 nochmal durchgehen und verarbeiten muss. Es ist einfach so unfassbar viel passiert. Und auch wenn so wundervolle Dinge passiert sind. Die schlimmen Ereignisse habe leider überwogen… Ich möchte nichts schlecht reden, aber die Realität sieht nun einmal so aus.

Der Beitrag wird sehr persönlich, aber in 2022 habe ich so viele Dinge mit Euch geteilt, also spreche ich in dem Jahresrückblick auch ganz offen und ehrlich.

Mein Jahr 2022

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Januar

Eigentlich dachte ich, dass 2022 mein Jahr wird. Ich habe wirklich daran geglaubt und gedacht, wenn Silvester schön wird, dann wird jetzt alles gut. Am 1.1.2022 habe ich aber dann schon die erste Klatsche bekommen. Ich musste mich raus ziehen aus allem und habe mir eine Auszeit genommen. Ich war so drei Wochen offline und habe mich abgelenkt, mit aufräumen, ausmisten, sauber machen. Mein typisches Verhalten, wenn ich mich ablenken und nicht zu viel nachdenken will. Vermeidungstaktik.

Das Funktioniert eine Zeit ganz gut, am Schluss bringt es aber leider gar nichts. Ja gut, das Haus ist sauber. Ein kleiner Vorteil. Ich habe mich wieder zurück gemeldet und so getan, als gehe es mir gut. Als hätte die Auszeit etwas gebracht. Wie man sich manchmal selbst belügt, um sich diverse Dinge einzureden.

Endlich war die Scheidung durch! Endlich! Ein Stück Ballast endlich weg. Es ging mir etwas besser. Aber ein paar Tage später wurde ich dann von meinem damaligen Partner verlassen. Und das hat mir dann den Todesstoß versetzt.

Ich fiel in meine Depression. Ohne Netz und doppelten Boden.

Februar

Ich war eh schon so labil und zerbrechlich und hätte einfach einen Fels an meiner Seite gebraucht. Stattdessen war ich jetzt in der festen Hand meiner Depression gefangen. Ich habe sehr viel abgenommen, nicht mehr gegessen, nicht geschlafen, nichts mehr auf die Reihe gebracht. Wirklich nichts mehr. Ich wollte jeden Tag einfach nur, dass er schnell zu Ende geht und ich irgendwie alles vergessen kann. Aber diese innere Unruhe, Angst, Panik, die kreisenden Gedanken. Es hat mich aufgefressen.

Meine Eltern waren und sind immer noch eine große Stütze, sie haben mich umsorgt wie ein kleines Kind. Mich behandelt wie ein rohes Ei. Ich habe den ganzen Tag geweint, lag apathisch auf dem Sofa, bin hinter ihnen her getrottet, wenn wir spazieren waren. Und wir waren jeden Tag draußen… Danach war ich so erschöpft, dass ich mich wieder hinlegen musste, obwohl ich den ganzen Tag lag.

Ein paar Tage vor meinem 34. Geburtstag war es dann soweit. Der große Knall! Aus dem Nichts kam diese Panikattacke und erwischte mich so hart und komplett unvorbereitet. Notarzteinsatz, Beruhigungsmittel, ich fiel immer tiefer…

Meinen Geburtstag verbrachte ich weinend auf dem Sofa meiner Eltern. Meine Mama hatte sogar einen Geburtstagskuchen gebacken und alle Geschenke liebevoll, wie immer, eingepackt. Und ich konnte nicht mal rüber an den Tisch gehen und ein Stück Kuchen essen oder die Geschenke auspacken… Ich konnte es einfach nicht., ich wollte einfach nur, dass das ALLES endlich aufhört… Ich wollte mich auflösen. Die Augen zu machen und nicht mehr aufwachen. Ich war am Ende meiner Kraft.

März

Die Depression wurde immer akuter. Ich nahm immer weiter ab und war nur noch ein Schatten meiner selbst. Es war jeden Tag ein Kampf aus dem Bett zu kommen, mich fertig zu machen und anzuziehen. Keine Hoffnung, keine guten Gedanken, keine Perspektive. Ich konnte und durfte kein Auto mehr fahren, weil ich Beruhigungsmittel und Antidepressiva nahm.

Ich stand auf der Warteliste für eine psychosomatische Tagesklinik. Und auch stationär habe ich mich auf Wartelisten setzen lassen. Aber durch Corona waren alle Kliniken voll bis unters Dach.

Wer mir aber schon seit Monaten nicht von der Seite wich – Julian. Er versuchte mir jeden Tag Mut zuzusprechen, ist mit mir spazieren gegangen und hat mir einfach das Gefühl gegeben, dass ich nicht alleine bin. Es tat gut jemanden zu haben, der für einen da war. Auch wenn es nur ein guter Freund war. Er war einfach da und das habe ich so dringend gebraucht. Diesen Fels.

April

Am 1. April war es soweit, mein 1. Tag in der psychosomatischen Tagesklinik. Ich war froh, hatte aber auch Angst. Denn im Dezember 2021 hatte ich ja schon eine Psychotherapie begonnen, bzw. mir eine Psychologin gesucht, um einfach mal alles aufzuarbeiten, was die letzten Jahre so passiert ist. Dass ich damit die Büchse der Pandora öffne, war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht klar. Ich wusste jetzt aber, je tiefer man gräbt, desto mehr kommt zum Vorschein. Und das sind nicht nur positive Dinge.

Ich habe mich aber komplett auf die Tagesklinik eingelassen und jedes Angebot mit offenen Armen angenommen. Ich wollte endlich da raus, ich wollte wieder die alte Anni sein. Mittlerweile weiß ich, dass es die alte Anni nicht mehr gibt. Es gibt jetzt die neue, viel bessere Anni. Die Anni, die so viel über sich gelernt hat und es jeden Tag noch tut. Die Tagesklinik tat mir unheimlich gut. Julian tat mir unheimlich gut. Wir waren jeden Tag zusammen, sind stundenlang spazieren gegangen, sind Fahrrad gefahren und haben sogar einen Ausflug gemacht.

Und als ich da so im Auto saß, er mich mit seinem unverwechselbaren Lächeln ansah, da merkte ich, wie ich etwas fühlte, was schon lange nicht mehr da war. Ich war glücklich! Dieser Moment war pures Glück! Ich musste anfangen zu weinen (und tue es gerade schon wieder) und sagte ihm, dass ich gerade so unglaublich glücklich bin und ich das schon so lange nicht mehr war! Und er erwiderte nur „geht mir ganz genauso!“

Eine Woche später passierte dann der Unfall, der unser beider Leben komplett verändern sollte. Julian hatte einen sehr schweren Fahrradunfall. Lebensgefährlich. Die Ärzte gaben ihm keine Chance mehr. Aber er hat nicht aufgegeben. Und dafür bin ich ihm für immer dankbar. Er hat mich nicht alleine gelassen. Er wollte nicht gehen, es war noch lange nicht an der Zeit.

Eigentlich war ich auf dem Weg der Besserung und habe jeden Tag so sehr an mir gearbeitet. Die Tagesklinik hat mir so viel Struktur und Halt gegeben. Genau das habe ich gebraucht. Aber jetzt wurde mir der Boden unter den Füßen weg gezogen und ich fiel und fiel ins bodenlose…

Ich bin unheimlich froh, dass die Tagesklinik mich aufgefangen hat und ich wollte nach dem Unfall unbedingt wieder hin. Allerdings habe ich meine Medikamentendosis wieder erhöhen müssen… obwohl sie zuvor nach unten korrigiert wurde.

Mai

Wochenlanges Hoffen und Bangen. Ich habe kaum geschlafen und all meine Liebe und Kraft an Julian geschickt. Er lag lange im Koma, musste operiert werden, wurde beatmet und keiner konnte sagen, ob und wie es weiter geht. Aber er hat nicht aufgegeben und immer weiter Fortschritte gemacht.

Es hat mich so viel Kraft gekostet, aber auch so viel Kraft gegeben, dass er noch da war, noch gelebt hat, mich nicht verlassen hat. Ich habe immer wieder gesagt „er wird es schaffen, er ist ein Kämpfer, er würde mich niemals alleine lassen! Er wird wieder der Alte. Er wacht auf, er braucht einfach nur Zeit und Geduld.“

Immer wenn ich konnte und durfte, war ich bei Julian im Krankenhaus. Saß an seinem Bett und war einfach für ihn da. Es war unglaublich anstrengend. Jeden Tag die Tagesklinik, die Gespräche, die Therapie, immer wieder alles erzählen. Am Abend dann in die Klinik, spät ins Bett. Aber ich habs durchgehalten, auch wenn es mir ganz und gar nicht gut ging.

Es gab einen Tag im Mai. Wir waren im Steinbruch bouldern (mit der Tagesklinik) und ich habe mich so gut gefühlt, ich hatte so viel Energie und Spaß. Ich hätte wohl eine 100 Meter Wand hochklettern können! Als ich abends zuhause war, hatte ich eine Nachricht auf dem Handy – von Julian.

Ihr könnt Euch dieses Gefühl nicht im Ansatz vorstellen, wenn da Wochenlang keine Nachricht ankam und dann waren da diese Worte „Hey Baby, wie geht es dir? Willst du mich morgen besuchen?“. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut am ganzen Körper… Er war wach und wusste noch, wer ich bin. Er konnte sich also an mich, an uns erinnern.

Diese ständige Ungewissheit, welche Verletzungen und Schäden durch das Schädel-Hirn-Trauma entstanden sind. Keiner der Ärzte wollte und konnte eine Diagnose stellen. Man konnte nur Vermutungen anstellen. Auf jeden Fall waren sich alle einige – er war und ist ein Wunder.

Juni

Im Juni war so viel los. Ist mir grad beim Schreiben selbst erst bewusst geworden. Meine Oma ist, sage und schreibe, 90 Jahre alt geworden! Wow! Und das haben wir natürlich auch ein bisschen gefeiert! Auch mein Blog Fashion Kitchen hatte Geburtstag und ist 12 Jahre alt geworden! Unglaublich… der Blog hat mir durch so viele Tiefen geholfen und mir so viele Höhen beschert!

Noch ein schönes Jubiläum stand an. Der 8. Jahrestag von meinem Traumhaus. Ganze acht Jahre wohne ich jetzt hier also. In meinem eigenen Häuschen. Und ich bin jeden Tag so stolz, dass ich das hier alles mein Eigen nennen kann! Aber auch ein trauriger Jahrestag hat sich gejährt. Max 4. Todestag… Der kleine Wuschelhund fehlt mir immer noch jeden Tag.

Auch eine schwere OP, die Julian durchstehen musste fand im Juni statt, aber er hat es gepackt und es ist alles gut gegangen. Trotzdem ist jeder Tag ein Hoffen und Bangen, wie sich alles entwickelt. Aber ich war im Juni sehr glücklich, das weiß ich noch ganz genau. Glücklich und voller Kraft und Zuversicht. Ich hatte wieder eine Perspektive, ich hatte das Gefühl, dass es aufwärts geht und das hat mir einfach gut getan.

Und was mich auch noch richtig glücklich gemacht hat. Als ich an einem warmen Sommerabend draußen saß und ein kleiner Igel aus dem Gebüsch gekrabbelt kam. Das war so ein unglaublich schöner Moment.

Juli

Im Juli war ich sehr viel im Garten, bzw. habe jede freie Minute genutzt, um Kraft in meinem Garten – meinem Ruhepol zu tanken. Auch wenn die Arbeit ziemlich anstrengend ist, habe ich das gebraucht, um einfach abzuschalten. Wo ich aber dieses Jahr 2022 noch mehr Zeit verbracht habe, war in Kliniken, Krankenhäusern und Covid Teststationen… und dieser Sommer war wirklich heiß, sonnig und wunderschön! Aber ich habe ihn mit Julian im Krankenhaus bzw. auf Reha verbracht. Wirklich schade war, dass man nicht mal für einen Spaziergang raus durfte und quasi bei über 30°C auf dem Zimmer gefangen war…

Ein paar Wochen war ich nun aus der Tagesklinik raus und ich versuchte wieder etwas Struktur in den Alltag zu bekommen. Meine Psychologin hat mich dabei sehr unterstützt und tut es immer noch. Ich konnte viel verarbeiten. Dennoch haben mich der Unfall und die ganze Zeit danach, psychisch auch sehr belastet. Quasi noch die Sahne auf dem Berg meiner ganzen Probleme.

Trotzdem habe ich immer weiter gemacht. Habe mir ein paar bedeutsame Tattoos stechen lassen und war zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit mal wieder auf einem Altstadtfest unterwegs. Ein bisschen raus zu kommen tat einfach nur gut. Trotzdem hat mich das alles auch viel Kraft gekostet. Es ist laut, viele Leute, alles etwas wuselig und hektisch. Aber ich habs gemacht und war stolz auf mich, als ich wieder zu Hause war.

August

Meine Panikattacken begleiteten mich das ganze Jahr. Mal leichter, mal heftiger. Und im August musste mal wieder der Notarzt anrücken… Ich habe mich in eine Situation so hineingesteigert, war so sauer, wütend und enttäuscht. Da kam die Attacke noch nicht, sondern erst als ich mich hingelegt und zur Ruhe gekommen war. Mitte im Schlaf quasi. Kribbeln in den Händen und Füßen, Atemnot, erhöhter Herzschlag und Zittern am ganzen Körper.

Julian kam kurz zuvor von der ersten Reha nach Hause und war mit der Situation komplett überfordert. Er hat aber richtig und schnell gehandelt und den Notarzt und meine Eltern angerufen. Die wussten was zu tun war und haben ihn und auch mich wieder beruhigen können. Nach knapp einer Stunde war dann der Spuk auch vorbei. Allerdings war der Tag gelaufen. Aber das war er wegen der vorherigen Aufregung sowieso schon.

Julian kam nach knapp einem halben Jahr endlich aus dem Krankenhaus nach Hause. Leider lassen Kliniken und Krankenhäuser es nicht zu, dass Patienten mal ein Wochenende, einen Tag oder wenigstens ein paar Stunden nach Hause dürfen. Obwohl das so gut tun würde, einfach wieder in der gewohnten Umgebung zu sein.

Es war schön, ihn wieder daheim zu haben und den Sommer noch ein bisschen genießen zu können. Wir waren am See, wir haben gegrillt und haben uns einen Film im Open Air Kino angeschaut. Einfach die Zeit zu zweit genossen und versucht ein wenig Paarzeit aufzuholen.

September

Leider war Julian nicht lange zu Hause und musste nach ein paar Wochen gleich auf die nächste Reha. Ich habe ihn hingebracht und wusste von Anfang an, dass es ihm hier viel besser gehen und ihm mehr bringen würde, als in dem Krankenhaus vorher. Und so war es auch. Der Reha Aufenthalt hat ihm gut getan.

Und beim Blick auf meinen Tacho wurde mir zu diesem Zeitpunkt erst bewusst, wie viele Kilometer ich in dieser kurzen Zeit gefahren bin, um Julian im Klinikum zu besuchen. Über 6.000 km habe ich runter gerissen und das in einem Zeitraum von ein paar Monaten. Denn ich durfte ja erst im Juni wieder selbst Auto fahren. Aber jeder km und jeder Cent für Sprit war es absolut wert. Denn Liebe ist die beste Medizin.

Was aber für mich ein absolut prägendes Erlebnis im September war – der Segelturn in Holland. Es war einfach unglaublich, ich habe sowas noch nie erlebt! Und ich muss sagen, ich hatte so große Angst davor. Denn ich werde sehr schnell Seekrank und auch das mit meinen Panikattacken usw. schränkt mich da in einer gewissen Weise unglaublich ein.

Deswegen war ich ganz offen zu allen und jeder hatte absolut Verständnis. Die ganze Crew und die anderen Leute waren so lieb und nett und wir sind nach kurzer Zeit schon richtig zusammengewachsen. Ein unverwechselbares Erlebnis! Ich habe alleine ein 100.000 Tonnen Segelschiff gesteuert. Bin über mich hinaus gewachsen und habe so viele Erinnerungen gesammelt. Ich war so so stolz auf mich!

Und wenn es irgendwann klappt, dann möchte ich wieder segeln und einen Urlaub auf dem Schiff machen. Das wäre einfach der Wahnsinn!

Oktober

Im Oktober ist so viel passiert. Julian kam aus der zweiten Reha wieder nach Hause. Jetzt heißt es, dran bleiben und wieder zurück in den Alltag finden. Therapien und viel Geduld müssen aber weiterhin sein.

Keine Ahnung warum, aber auf Instagram wurden mir so viele Brotback Videos angezeigt, dass ich kurzerhand meinen eigenen Sauerteig „Hermine“ angesetzt und gefüttert habe. Als Hermine dann reif war, ging es los mit dem Brotbacken. Und was soll ich sagen. Es macht so viel Spaß und das Brot bzw. die Backwaren sind absolut fantastisch! Brot backen ist jetzt quasi ein neues Hobby!

Allerdings gab es auch wieder Tiefs und ich habe ein Reel auf Fashionkitchen geteilt, wo ich mich so verletzlich wie noch nie gezeigt habe. Euer Feedback, lieben Nachrichten und Kommentare haben mich total überwältigt. Psychische Erkrankungen dürfen einfach kein Tabuthema mehr sein!

Auf dem Segeltrip in Holland war ich knapp eine Woche. Als ich wieder zuhause war, erzählte mir eine Bekannte von einem Wurf Tibet Terrier Welpen. Ich war sofort Feuer und Flamme. Und als ich Molly sah, wusste ich, dass sie Max geschickt hatte. Denn ich habe in den letzten Jahren, nach Max‘ Tod immer gesagt, der nächste Hund muss zu mir kommen. Und so war es.

Ich habe absolut niemanden etwas von meinem Plan erzählt und Molly dann Ende Oktober abgeholt und meiner Familie vorgestellt. Alle waren über glücklich und froh. Denn es war einfach an der Zeit, ein neues flauschiges Familienmitglied nach Hause zu holen.

Dieses Jahr hatte ich mich sooo sehr auf die Halloween Party gefreut, Kostüme, usw. alles war bereit. Aber ich war nicht bereit. Weil mich eine Panikattacke wieder ausgeknockt hat. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie sauer und enttäuscht ich auf mich selber war. Aber es war nun mal so und ich war nach der Panikattacke zu nichts mehr im Stande.

November

Molly zu holen war so eine wichtige und richtige Entscheidung. Das Gassi gehen, mit Ihr spielen, üben und kuscheln ist so schön und gibt mir so viel. Ich könnte dieses kleine Fellknäul auffressen und ununterbrochen knuddeln. Sie ist so verschmust, lieb und unglaublich schlau. Ich bin wirklich glücklich und froh, wieder so einen tollen Hund zu haben! Ich freue mich so sehr auf die Zukunft mit ihr!

Was mich ziemlich runter gezogen und erschreckt hat. Wie unsensibel und gefühlskalt Menschen sein können. Und wie schnell geurteilt wird. Wie du lachst? Dann kannst du doch keine Depression haben! Du schauspielerst doch! Warum gehts dir auf einmal so gut? Hmmm… man darf mit einer psychischen Erkrankung als nicht lachen, fröhlich sein oder einen guten Tag haben. Sondern nur im Bett liegen, weinen und nichts auf die Reihe bekommen. ABER! Wenn das dann so ist, dann ist es ja auch nicht recht. Weil dann soll man sich „zusammenreißen“. Es ist unglaublich und ich wünsche eine Depression, Burnout, Angststörungen, etc. wirklich niemanden.

Denn jeder Betroffene ist froh, wenn er mal einen guten Tag und mal lachen kann. Diese Tage sind nämlich meist sehr rar. Und so eine Depression geht auch nicht von heute auf morgen weg. Es braucht sehr viel Zeit und Arbeit mit sich selbst. Und das in Angriff zu nehmen ist ein sehr großer Schritt, den die meisten (vor allem, die so blöd daher reden), niemals gehen. Also urteilt nicht über Menschen, wenn Ihr nichts wisst, bzw. keine Hintergrundinformationen habt. Fragt die Betroffenen, wenn Ihr es unbedingt wissen wollt oder informiert Euch. Vielleicht könnt Ihr es dann ein wenig besser nachvollziehen oder mitfühlen.

Und weil wir es einfach so nötig hatten, sind Julian und ich einfach mal nach Erding in die Therme gefahren und haben uns einen Tag Auszeit gegönnt. Das war dringend nötig. Hat wirklich gut getan und hat auch ein wenig Entspannung gebracht. Aber ein längerer Urlaub, weg von Zuhause wäre noch viel wichtiger. Ein Tag raus, schön und gut. Aber ich war jetzt seit 4 Jahren nicht mehr im Urlaub und bin mehr als urlaubsreif. Vor allem, nach dem ganzen Mist.

Dezember

Anfang Dezember ging es nach Wien, zu meinem Bruder! Wir haben ein langes Wochenende bei ihm in Österreich verbracht. Er wohnt ja jetzt schon ein paar Jahre dort und kennt sich super aus. Und da Weihnachtszeit war, haben wir viele schöne Weihnachtsmärkte besucht, Glühwein getrunken und lecker gegessen. Uiuiuiui, die Wiener machen Glühwein mit ordentlich Umdrehung! Eine Tasse und du kannst zurück aufs Sofa! 😀

Leider hat es nicht geschneit, aber trotzdem hatten wir eine wunderschöne Zeit, haben viel angeschaut, waren an tollen Plätzen und haben noch leckerer gegessen. Im Frühjahr bzw. Sommer, muss ich auf jeden Fall wieder nach Wien und meinem Bruder einen Besuch abstatten.

Auch wenn an Weihnachten kein Schnee lag, hat es zwischendurch immer mal wieder geschneit. Und Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie Molly es gefeiert hat, im Schnee herum zu hüpfen! es hat so Spaß gemacht Ihr zuzusehen. Wir haben lange Spaziergänge gemacht. Ganz dick eingepackt sind wir durch den Schnee gestapft und haben die Zeit zu dritt genossen.

An Weihnachten kam mein Bruder natürlich nach Hause, denn wir haben seinen 30. Geburtstag gefeiert! Er ist ein Christkind und hat am 24.12. Geburtstag. Das war schon ein Fest. Aber noch viel mehr habe ich mich darüber gefreut, dass ich mit Julian und Molly Weihnachten feiern konnte. Denn um ein Haar wäre das nicht möglich gewesen.

Ich bin unfassbar dankbar, Weihnachten mit meinen Lieben zu feiern und das alle halbwegs gesund und munter sind. Da brauche ich keine großen Geschenke oder sowas. Ich will einfach nur bei meiner Familie sein.

Ja und dann war das Jahr auch schon zu Ende. Ein unglaublich turbulentes Jahr, mit vielen Tiefen, aber auch einigen Höhen. Trotzdem bin ich froh, es irgendwie überstanden zu haben. Ich wünsche mir, dass 2023 nun endlich gut zu mir ist und etwas ruhiger und entspannter wird. Gerne auch richtig langweilig. Die letzten 20 Jahre ist viel passiert und jetzt darf es einfach mal ohne schwerwiegende Ereignisse oder schlimme Schicksalsschläge laufen.

Das wünsche ich mir.

Comments:

  • Kathrin

    12. Februar 2023

    Liebe Anni,

    Danke dass du uns mitnimmst und an deinem Leben Teil haben lässt.
    Du hast ja wirklich einiges durch,
    Ich lese deine Texte unglaublich gerne.
    Hast du mal darüber nachgedacht, ein Buch zu schreiben?
    Beste Grüße

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  • Sabrina

    12. Februar 2023

    So ein bewegender Blogpost. Ich kann mir vorstellen wie aufreibend und schwierig er für dich war und habe großen Respekt, dass du ihn verfassen konntest! Du kannst stolz auf dich sein, Anni. Folge dir schon seit 2017 auf Instagram. Habe immer mitgefiebert und hoffe so für ein besseres Jahr für dich. Dass du die Dämonen hinter dir lässt bzw. mit ihnen leben kannst!
    Xoxo Sabrina

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  • Viebi

    12. Februar 2023

    Powerfrau! 😘

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  • Regina

    12. Februar 2023

    Liebe Anni, Du bist unfassbar stark und so eine wunderschöne und tolle Persönlichkeit! Du hast soviel gemeistert du kannst unfassbar stolz auf Dich sein!Ich wünsche euch nur das Allerbeste und nur Sonnenschein im Leben ! All das schlechte soll wegbleiben für immer! Deine stille Leserin

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  • Tina

    12. Februar 2023

    Ich wünsche euch alles Liebe ❤️Und man merkt wie Molly und Julian dir gut tun.
    Ihr seit eine ganz süße Familie, die nur das allerbeste verdient hat ❤️🫶❤️
    Und Max Wuschel ist stolz auf seine kleine Schwester Molly. Er beschützt sie und dich von oben❤️⭐️ Danke, dass du es mit teilst .

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  • Shilli

    12. Februar 2023

    Das hast du total schön geschrieben. Danke fürs teilen❤️und ganz viel Kraft .

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