Manchmal habe ich dieses Gefühl... - Fashion Kitchen
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Manchmal habe ich das Gefühl auseinander zu brechen. Mich aufzulösen. Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben, aber es zieht mich runter und macht mir ziemlich schlechte Laune. Und wenn mich das überkommt, habe ich ein noch schlechteres Gewissen.

Denn eigentlich sollte ich glücklich und zufrieden sein. Es geht mir gut, ich habe ein Dach über dem Kopf, bin Selbstständig und darf jeden Tag das machen, was ich liebe, habe eine tolle Familie und Freunde, und, und, und.

Doch trotzdem geht es mir gerade nicht gut und ich traue mich nicht darüber zu sprechen oder zu jammern. Denn was habe ich für einen Grund? Ich sollte dankbar sein für das was ich habe. Und das bin ich auch. Wirklich! Anderen geht es schlimmer und das weiß ich. Aber was soll ich tun, wenn ich gerade in einem Loch sitze und das Gefühl habe, nicht genug Kraft zu mobilisieren, um alleine wieder raus zu klettern.

Oder einfach nur in diesem Loch sitzen bleiben will. Vielleicht trägt auch das Wetter seinen Teil dazu bei. Denn ich bin ein Sommerkind und ohne Sonne gehe ich im wahrsten Sinne des Wortes ein.

Vielleicht sind es auch die Dinge, die mich unterbewusst belasten, die ich immer wieder versuche zu verdrängen. Manchmal klappt es ganz gut, dann wieder nicht. So wie offensichtlich, gerade jetzt.

In unserer Gesellschaft darf man nicht schwach sein, jammern oder mal einfach nur weinen, weil einem alles zu viel ist. Denn, wie oben schon erwähnt, anderen geht es doch viel schlechter. „Also reiß dich zusammen und mach weiter. Nen schlechten Tag hat ja jeder Mal.“

Ja, irgendwie stimmt das auch. Aber keiner der Leute weiß, wie es in einem aussieht, mit welchen Problemen man zu kämpfen hat und was sich alles so bei einem abspielt. Solche Sprüche gehen immer leicht von den Lippen. Ich bin bei sowas wirklich vorsichtig, weil ich weiß, wie sehr es einen eigentlich noch mehr rein reißt, wenn man so etwas gesagt bekommt.

Zuzugeben, dass es einem nicht gut geht ist wahre Stärke und hat rein gar nichts mit Schwäche zu tun. Auf die Frage „Wie gehts dir?“ antwortet der Großteil der Leute wohl mit einer Lüge. Denn wer gibt schon gerne zu, dass man gerade eine nicht so tolle Phase hat oder mit irgendetwas kämpft? Richtig.

Aber eigentlich sollte man ehrlich sein und das sagen, wie es ist. „Nicht so gut. Gerade ist alles Mist und ich weiß nicht mehr weiter.“ Habe ich wohl noch nie so wirklich von Jemand zu hören bekommen.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich ziemlich feinfühlig und sensibel bin und andere Menschen sehr gut lesen kann. Meine Empathie ist gefühlt grenzenlos und ich sauge alle Probleme und Sorgen auf wie ein Schwamm. Zerbreche mir den Kopf und mache manchmal die Probleme der anderen zu meinen. Und ich weiß nicht, ob das ein Fehler oder eine gute Eigenschaft von mir ist.

Aber so bin ich nun mal und irgendwie macht mich das auch aus. Natürlich bin ich genau wegen diese „Eigenschaft“ des Öfteren ausgenutzt worden. Ich habe zugehört, hab versucht zu helfen und als es mir einmal schlecht ging stand ich alleine da. Und das ist absolut kein schönes Gefühl. Ganz oft habe oder suche ich auch jetzt noch manchmal die Schuld bei mir. „Habe ich etwas falsch gemacht oder etwas gesagt, was den anderen verletzt hat?“ usw.

So wirklich herausgefunden habe ich es nie und mittlerweile ist es mir auch egal. Denn mit vielen Dingen habe ich abgeschlossen. Zwar blitzt immer wieder mal ein Gedanke auf, aber dann versuche ich mich abzulenken und einfach etwas anderes zu machen. Dieses Zerdenken ist anstrengend und viele Menschen können das nicht nachvollziehen. Und irgendwie können sie sich sehr glücklich schätzen, dass Sie diese Eigenschaft nicht besitzen.

Auf der anderen Seite bin ich froh, dass ich so bin wie ich bin. Mich zu diesem Menschen entwickelt habe und mich immer noch jeden Tag mehr kennenlerne. Es ist ein Prozess und der wird wohl ein ganzes Leben so laufen.

Nach einem Hoch kommt ein Tief und dann geht alles wieder von vorne los. Menschen die von sich behaupten, sie sind nie unglücklich oder haben Probleme belügen sich selbst und verdrängen sehr viele Dinge. Irgendwann tuts dann mal einen großen Schlag.

Da bin ich lieber ehrlich zu mir selbst und gestehe mir ein, wenn es mir schlecht geht, ich gerade nicht gut drauf, unmotiviert und weinerlich bin. Ja, ich habe gerade Selbstmitleid, ja ich habe gerade eine doppelte Portion Pasta gegessen, ja ich schaue gerade einen Schnulzenfilm und heule die ganze Zeit.

Ist das nicht menschlich? Ist das nicht das, was uns ausmacht? Ich will gar keine harte Schale haben und abgebrüht sein. Ich steh dazu, dass ich ein sensibler, feinfühliger und empathischer Mensch bin und ich finde mich gut so wie ich bin. Und es ist auch ok zu sagen „es geht mir nicht gut.“ „ich habe das Gefühl, die ganze Welt stürzt über mich ein.“ „ich weiß nicht, wie ich das alles schaffen soll.“

Wenn es so ist, dann lasst es zu. Denn danach kommt die Kraft wieder zu einem zurück.

Es kann nicht immer alles rosarot sein, auch wenn wir das wohl alle gerne möchten. Die Realität sieht anders aus und wenn wir mal ehrlich mit uns sind, wissen wir das auch. Was aber noch viel wichtiger ist. lasst Euch von nichts und niemanden etwas einreden, ein schlechtes Gewissen oder ein noch schlechteres Gefühl machen. Keiner weiß, wie es in Euch aussieht oder mit was Ihr kämpft!

Blöd daher zu reden und schlaue Ratschläge zu geben oder noch besser, über andere zu urteilen, ist einfach nur schwach und zeigt den wahren Charakter der Personen. Also gönnt Euch einfach die Zeit die Ihr braucht, denn ich tue es auch. Das ist wichtig und heilend.

Selbstliebe ist das Wichtigste überhaupt. Denn wenn wir uns nicht selbst lieben, wie könnte es dann jemand anders tun?

Manchmal habe ich dieses Gefühl...

PS: Diese Zeilen hier aufzuschreiben war nicht einfach, aber hat sehr gut getan. Eigentlich wollte ich etwas ganz anderes machen (an einem anderen Beitrag arbeiten), aber irgendwie überkam es mich dann, ich hatte all diese Wörter und Gedanken im Kopf und ich musste es einfach raus lassen. Vielleicht tut Euch das auch gut? Oder Ihr sprecht mit einer engen Bezugsperson und erzählt, wie Ihr Euch gerade fühlt.

Glaubt mir, das tut unheimlich gut und es fällt so viel von einem ab. Vielleicht ist es genau das, was Ihr auch gerade braucht…

Comments:

  • Annemarie

    18. Oktober 2020

    Liebe Anni ich kann das soo unterschreiben, mir geht es genauso, und ich kann es auch nachvollziehen wie das ist wenn man sich nicht traut,was zu sagen,man hört dann ja du bist sensibel, sei doch zufrieden, bin ich auch und trotzdem gehts mir sehr oft wie dir.Fühl dich umarmt Annemarie

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  • Tanja

    18. Oktober 2020

    Du Herzmensch ,
    Nur weil es uns vermeintlich „gut“ geht heißt es nicht das wir nicht auch schwache und schlechte Momente haben !
    Lass es zu , aber lass nicht zu das es dir dein Lächeln raubt….
    ?
    Tanja

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  • Katleen

    18. Oktober 2020

    Liebe Anni, von ganzem Herzen empfehle ich dir jetzt Folgendes, ich durfte es selbst kennenlernen und spreche es mit voller Empfehlung aus. Schau dir bitte folgende Internetseite an. Von Herz zu Herz. Herzliche Grüße und viel Kraft, Katleen.
    http://www.philippimethode.de

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  • Julaila

    18. Oktober 2020

    Du schreibst mir quasi aus der Seele. Ich sitz gerade auch in so nem Loch, wo mir alles einfach zuviel ist und ich bei der kleinsten Kleinigkeit losheule. Ich drück dich!

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  • Kerstin

    18. Oktober 2020

    Liebe Anni, deine Worte könnten von mir geschrieben worden sein. Ich lebe in zwei Körpern, der Sommer und Winterkörper. Nicht nur meine Psyche schreit, wenn die Tage kürzer werden. Meine Haut, mein Zahnfleisch und mein Immunsystem sind im Keller. Die Sonne fehlt mir extrem in dieses Zeit. Diese Zeit macht mir jedes Jahr aufs neue riesige Angst. Ich fühle mit Dir und wünsche Dir nur das Beste. Pass auf Dich auf.

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  • Simone

    24. Oktober 2020

    Ich drück dich ganz fest….
    Aber bitte sei vorsichtig mit der Aussage, dass man aus dem Tief wieder selbst heraus kommt. Ich weiss nicht ob du mit Depressionen zu kämpfen hast, aber es gibt sicher, Leser(innen) bei dir, die eben diese haben und nicht von selbst aus dem Tief heraus finden. Hilfe und Unterstützung diesbezüglich zu holen ist keine Schande. Bitte höre auch du in dich ob du nicht Hilfe brauchst.. dein Post liest sich wie ein Hilferuf. (Ich bin leider vom Fach…) liebe Grüsse

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  • Jasmine

    25. Oktober 2020

    Liebe Anni, danke für deine Worte. Es tut so gut zu hören, dass es Menschen gibt denen es genauso geht. Ich bin ebenfalls sehr feinfühlig und das ist nicht immer leicht, man kann sagen das ist meistens mehr Fluch als Segen.
    Ich komme aus meinem Loch schon länger nicht mehr raus und die „perfekte“ Instawelt gab mir den Rest. Von außen betrachtet sollte ich mein Leben lieben, aber das tue ich gerade nicht. Ich hab mich vor kurzem zu einer Psychotherapie entschieden und hoffe auf ein bisschen Hilfe!
    Alles Liebe ♥️

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  • 30. November 2020

    Liebe Anni,

    Ja, du hast vieles für das du dankbar sein darfst und so wie du es hier beschreibst, erkennst du das auch. Trotzdem ist es völlig natürlich, dass uns nicht immer gut geht. Jeder Mensch durchläuft herausfordernde Phasen in seinem Leben, das ist doch völlig natürlich. Ich finde es ganz wunderbar, wie du offen darüber schreibst und somit auch andere ermutigst ihre Gefühle offen leben zu können.

    Es stimmst schon, als Aussenstehende kann ich nicht in dich hineinschauen, aber mein eigenes Loch in dem ich auch schon öfters drinnen gesessen habe, kenne ich sehr gut und behaupte daher in etwa nachfühlen zu können, wie es sich anfühlt. Zum Glück aber gibt es da auch Möglichkeiten der Untertützung, wenn es alleine nicht mehr geht. Es ist so wichtig, dass wir unsere Gefühle nicht klein machen, sondern ihnen zuhören, sie ernst nehmen und versuchen zu verstehen, was sie uns tatsächlich sagen möchten.

    Und du hat natürlich vollkommen recht, unsere Liebe fängt bei uns selbst an und das ist nicht immer die einfachste Aufgabe.

    Fühl dich lieb gedrückt.
    Nicole

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